Mittwoch, 1. Juni 2016

"Motivation" auf dem Seziertisch

Heute geht es um den Begriff Motivation. Motivation kann man schnell mit dem Disziplin-Begriff in einen Topf werfen. "Ich hab heut keine Motivation.", "Ich bring die Disziplin heute nicht auf." ist doch irgendwie dasselbe, oder nicht? In diesem Beitrag erwarten euch die Antworten auf folgende Fragen:
  • Was ist Motivation? (Abgrenzung der Motivation zur Disziplin)
  • Wofür brauchen wir die Motivation?
  • Welchen Zusammenhang gibt es mit unseren Glückskurven?
  • Woher nehmen/bekommen wir die notwendige Motivation?
Scheiß auf Tschakka & Sprüche... Wir betreiben Wissenschaft ;)


Motivation ist der Kraftstoff, der Manatrank, die Triebfeder um diszipliniert zu sein. 
Wie jetzt? Das ist deine Erklärung, Edgar? Beides ist doch so ähnlich. Nun schreibst du einfach wir brauchen das eine für das andere und nun soll uns alles klar sein?
Ok, ok. Ich hole noch etwas weiter aus. 
Als Disziplin bezeichnen wir die Fähigkeit, etwas Unangenehmes für ein höheres (zeitlich entferntes) Ziel zu erledigen, oder eben auf etwas Genussvolles zu verzichten. Die Fähigkeit liegt im Prinzip darin, dass wir uns rational für das höhere Ziel entscheiden können, obwohl das Ziel zunächst keine positiven Auswirkungen auf unser Glückskonto hat. Damit diese Fähigkeit funktioniert, benötigen wir eine Kraft: die Motivation. Der Begriff Disziplin ist also die Beschreibung für das "Was passiert" und die Motivation ist der Begriff für das "Wie kann es passieren".

Ein bestimmtes Auto braucht für eine bestimmte Strecke (bei gleicher Geschwindigkeit) eine festgelegte Menge Kraftstoff. Die notwendige Motivation für bestimmte Aktionen kann ebenso als feste Menge verstanden werden, das heißt insbesondere, dass unterschiedliche Aktivitäten auch unterschiedlich viel Motivation benötigen können. In dem Modell, was wir verwenden, können wir die benötigte Menge Motivation an unseren Glückskurven ablesen. Ich verwende dazu zwei Beispiele aus dem letzten Beitrag.

Zum Sport überwinden

Das ist unsere Kurve einer Sportaktivität für die wir uns überwinden müssen und die uns bei der Ausführung nicht wirklich erfreut. Als "aktive Periode" bezeichne ich den Zeitraum, in dem man noch einbrechen könnte, bzw. in der ein Abbruch noch möglich ist, und man das angestrebte Pensum nicht durchgezogen hätte. Ich sage nun, dass wir für dieses Minus auf unserem Glückskonto eine ausgleichende Kraft benötigen, ohne die es uns nicht möglich ist, die Disziplin aufzubringen.
Das Minimum, welches innerhalb der aktiven Periode erreicht wird, bestimmt die notwendige Menge an Motivation. Wenn wir uns also nicht nur überwinden müssen, überhaupt loszujoggen, sondern auch dann durchhalten möchten, wenn das Seitenstechen uns am meisten zum Aufgeben zwingen will, dann brauchen wir auch dort genügend Motivation.
Motivation sehe ich also durchaus als eine Größe an, bei der man von unterschiedlichen Mengen sprechen kann, wohingegen Disziplin nur ein Ja oder Nein bzgl. einer bestimmten Aufgabe kennt.
Die Pfeile in der Grafik verdeutlichen, dass diese Kräfte in einem Ausgleich stehen müssen. Wäre die verfügbare Motivation kleiner, dann könnten wir diese konkrete Aktivität nicht durchziehen.
Wohin geht die Reise? Das Modell, welches ich hier (Stück für Stück) vorstelle, wird uns letztendlich die Schrauben, an denen wir drehen können, aufzeigen. Wir erlernen Techniken, um die Motivations-Menge zu vergrößern. Wir überlegen, wie wir das auszugleichende Niveau (den Höhenunterschied) vermindern können. Dabei vergessen wir nicht, wer wir sind, indem wir realisieren, dass unsere Ausgangskurven uns regelrecht zu Dicken programmieren. Dies (ich kann es nicht oft genug wiederholen) kann kein sportbegeisterter Salat-Fan verstehen, daher werden wir unsere eigenen Fitness-Gurus.

 

Auf Süßes etc. verzichten

Bezüglich unserer Nasch-Kurve können wir den gleichen Ansatz verfolgen. Der Unterschied ist hier jedoch, dass wir kein existierendes Minus (Unwohlsein) ausgleichen, sondern wir müssen den Verzicht des zu erwartenden Plus (Hochgefühls) aufwiegen. Als aktive Periode können wir uns hier die Dauer der akuten Versuchung vorstellen. Solange die Versuchung existiert, muss unsere Motivation ausreichend groß sein, damit wir die Disziplin für die Enthaltsamkeit aufbringen.

Woher nehmen wir die Motivation?

Die Motivation nährt sich aus den Langzeitfolgen unserer Kurven, bzw. müssen wir uns der Konsequenzen der gegenwärtigen Situation bewusst werden, um diese Menge Motivation zu generieren. Wir müssen uns diese Auswirkungen bildlich vor Augen halten, wir schaffen Motive.
Beim Sport: "Na los, wenn ich jetzt durchhalte, dann wird es dieses Jahr was mit der Freibad-Saison."
Beim Naschen: "Danach fühl ich mich wieder schlecht, und wenn ich so weitermache, geht es bald auf die 120 kg zu."
Anstatt Motive können wir eine Vielzahl an Begriffen verwenden: Wünsche, Ziele, Träume, Beweggründe, Rohstoff (der Motivation). All dies existiert meist in unserem Kopf. Je ferner ein Ziel ist, bzw. ein abzuwendender Zustand, desto schwerer fällt es uns, diese Auswirkungen zu visualisieren. Desto stärker handeln wir in solchen Situationen eben situativ (nach dem, was aktuell für unser Glückskonto am meisten rausholt). Wenn die Auswirkungen greifbarer sind, wie zum Beispiel der Kater nach einer durchzechten Nacht, dann fällt es uns in der Regel leichter, die Situation abzuwiegen und rationaler zu entscheiden.
Wir benötigen in meinem Modell noch einen Katalysator, der aus den Motiven letztendlich die Motivation bereitstellt. Dies ist der Glaube. Soll heißen: Ich kann mir gut und gerne viele tolle Ziele visualisieren (Ich werde Hollywood-Star, sehe aus wie Arnold Schwarzenegger zu seinen besten Zeiten, etc.), wenn ich nicht an diese Ziele glauben kann, dann wird keine Motivation gewonnen. Das steckt auch in dem Ratschlag, sich kleine Ziele zu stecken. Man kann besser an diese glauben und oftmals liegen diese auch zeitlich näher. Bezüglich der Zieldefinition und des Glaubens werden wir auch noch einiges unternehmen.

Nun habt ihr einen guten Überblick erhalten, wie wir den Begriff der Motivation in diesem Blog verwenden. Als nächstes werde ich dann über die Kombination verschiedener Kurven schreiben.



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