Sonntag, 28. August 2016

Diät-Systeme - Jetzt wird abgerechnet

Glaube ist gut, Glaube ist eine wichtige Triebfeder im Motor unseres Motivation-Generators. Aber wie bei so Vielem im Leben kann Glaube auch negative Auswirkungen offenbaren. Glaube kann fanatisch werden, dann ist Glaube das beste Futter für falsche Rückschlüsse und unsinnige Entscheidungen. Die Lebensqualität eines Fanatikers leidet, auch wenn dieser es selbst oft nicht wahrnimmt. Was mich jedoch richtig ankotzt ist, dass Fanatiker ihr Umfeld mit ihren falschen Botschaften infizieren.
Was diese Einleitung mit Diät-Systemen zu tun hat, und wie ihr euch vor der allgegenwärtigen Infektionsgefahr schützen könnt, erfahrt ihr in dem heutigen Beitrag.
Der Tisch trägt EXAKT 1847,564 Kcal


Wie Abnehmen funktioniert

Vermutlich habt ihr es bereits oft gelesen, aber auch ich muss darauf aufbauen. Abnehmen kann man ausschließlich, wenn man mehr Energie verbraucht, als man zu sich nimmt. Diese Energie messen wir in Kcal. Entschließe ich mich, entsprechend dieser einfachen Regel abzunehmen, dann muss ich diese beiden Größen (Energieverbrauch & Energiezufuhr) natürlich überwachen können. Nur dann kann ich auch sicherstellen, dass der Energieverbrauch höher als die Zufuhr ist.
Schlechte Nachricht an alle Kontrollfreaks: Die Werte werdet ihr nie exakt erfahren!

Kalorienbedarf
  • Wir verwerten die aufgenommene Nahrung alle unterschiedlich. 
  • Wir verbrauchen für die gleiche Aktivität unterschiedlich viel Energie.
  • Unsere Körper sind unterschiedlich zusammengesetzt.
  • Unser Körper ist ein hoch komplexes System und sehr auf einen effizienten Haushalt mit den (Energie-)Ressourcen bedacht.
Formeln bzw. Tabellen für den Kalorienbedarf haben statistische Daten als Grundlage. Je größer diese Datenmenge ist, desto besser kann ein Modell zutreffen, aber es bleibt ein Modell.

Ich bin 36, männlich, gebe meine Aktivität mit einer sitzenden Tätigkeit an und mache mehrmals die Woche Sport. Das wirft mich in einen Topf mit anderen aus dieser Kategorie. Derart besagen verschiedenste Berechnungen dann voraus, wie viel ich als Bedarf habe.

Weil ich weiß, dass diese Angaben eben solchen ungenauen Modellen entspringen, kann ich diese Information als solche verwenden. Es ist für mich nur ein ganz grober Trend. Genauere Informationen bekomme ich nur von meinem Körper selbst. 
  • Mit wie vielen Kalorien nehme ich langfristig ab?
    • Wie schnell nehme ich ab?
    • Wann nehme ich zu?
  • Bin ich ständig hungrig?
  • Habe ich Power im Sport?
  • Friere ich?
Ich weiß für mich sehr genau, dass ich mit 2200 - 2800 Kcal täglich ein gutes Abnehmtempo erreiche. Das sind Erfahrungswerte, die ich über Monate gesammelt habe. Was bringen mir denn Formeln? Da suche ich mir letztendlich doch nur die Formel aus, die mir am besten passt. Bzw. die Formel, die meine Realität am besten widerspiegelt.

Leider gibt es aber immer wieder Missionare, die euch ihre verwendete (genauere, bessere) Berechnungsformel aufzwingen wollen. Ich lese sowas leider viel zu häufig, dass eh schon Verunsicherte, in Foren etc. eiskalt gesagt bekommen, sie liegen völlig falsch, weil sie nicht nach der "Hans-Wurst-Doppler-Funktion" berechnet hätten und ohnehin die Stellung der Venus zum Jupiter völlig außer acht lassen.

Ich sage euch: Scheißt auf euren exakten Bedarf! Wir sind fette Fresssäcke. Ohne Kontrolle essen wir 4000 - 7000 Kcal täglich, da ist es in der Diät doch scheißegal ob wir uns auf 237 Kcal genau berechnet haben oder nicht. Die Kontrolle als solches ist längst ausreichend für einen langfristigen Erfolg. 

Kalorienzufuhr
Hier sieht es nicht wirklich besser aus. Ich "tracke" meine Kcal über die Plattform FDDB. Dort finde ich beispielsweise für ein Mehrkornbrötchen Angaben von 233 bis 316 Kcal pro 100g. Andere Artikel schwanken noch stärker. Aber auch die Angaben auf den Packungen sind nicht 100%ig korrekt. Dann kann ich nicht immer alles abwiegen und schätze demnach das Gewicht selbst.

Eingetragene 2713 Kcal für einen Tag könnten also echte 2153 oder auch echte 3622 Kcal sein.
Wer weiß das schon? Die gute Nachricht: Auch hier kommt es nicht darauf an. Schwankungen haben die Angewohnheit sich auszugleichen. Wenn ich einen Monat lang Kcal zähle, dann kann ich mir sicher sein, dass ich weitaus weniger Kcal zugeführt habe, als wenn ich nach Lust und Laune gegessen hätte.

Diäten funktionieren nicht anders
Jede Diät hat ein System, welches eure zugeführten Kcal reduziert. Ob es WW-Punkte sind, oder durch Schlank im Schlaf die Restriktion der Kohlenhydrate abends, es resultiert immer in einer Kcal Reduktion.
Mich nervt es, wenn aus Marketinggründen jedem System noch zusätzliche Effekte zugesprochen werden. Noch bescheuerter ist es, wenn sich daraus bestimmte Dogmen entwickeln, wie eben der Irrglaube, dass Kohlenhydrate abends schlecht seien. 
Erwischst du dich gerade dabei zu denken: "Ja, aber, es ist doch so, dass Insulin... "?
Dann siehst du, wie tief sich die Industrie bereits in uns eingebrannt hat. Es gibt Studien, wenn Studien gebraucht werden. Es gibt biochemische Begründungen, die plausibel sind, es mag Effekte geben, die eine Abnahme im Promille-Bereich vereinfachen. Aber das sind alles keine Gründe, wieso man als Anhänger und Befürworter von System XY auf die "Gegner" eindreschen sollte. Was übrig bleibt sind massiv verunsicherte Menschen, die von den harten "Fakten" erschlagen werden.

Mein Rat
Probiert Systeme aus, die euch zusagen könnten. Wenn euch die Art zu Essen (Zeitpunkt, was gegessen wird, wie kontrolliert wird) zusagt, dann testet es eine Weile. Beachtet, dass die Zeiträume, in denen man Ergebnisse erwarten kann, mitunter sehr lang ausfallen können. Seid offen für Ideen, aber lasst euch, durch den sehnlichen Wunsch abzunehmen, auch nicht leichtgläubig werden.
Wenn ihr ein System gefunden habt, dann achtet darauf, wie ihr es euren Freunden näher bringt. Werdet kein Internet-Glaubenskrieger.

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